Der Backofen in der bäuerlichen Architektur in Tirol

I. Geschichtliche Wurzeln


Mit der Geschichte des Brotes geht auch die Entwicklung und Entstehung des Backofens einher. Bevor aber mit der geschichtlichen Entwicklung des Backofens begonnen werden kann, muss unbedingt geklärt werden, welche Kriterien und Voraussetzungen Gültigkeit haben. Unter Brot versteht man im klassischen Sinn, wenn bearbeitetes Getreide, das reicht vom groben Schrot bis hin zum feinen, glatten Auszugsmehl, mit einer Flüssigkeit und einem Lockerungsmittel (Sauerteig, Hefe oder Fermente) zu einem Brei bzw. Teig verarbeitet wird, um dann unter Einwirkung von Hitze zu einem bekömmlichen, leichter verdaulichen und gut riechenden Nahrungsmittel zu werden. Der Backofen bildet das letzte Glied bei der Brotherstellung und hat eine wichtige und bestimmende Funktion.

Grubenbackoefen1Die Klärung dieser Frage ist deshalb von großer Bedeutung, weil der geschichtliche Überblick ganz anders angelegt werden muss, wenn wir die Einwirkung von Wärme auf das Teiggut, gleichgültig wie und in welcher Form, als elementares Merkmal für einen Backofen ansehen. Um Grauzonen und Missverständnisse vorwegzunehmen, gehen wir davon aus, dass ein geschlossener Backraum ein bestimmendes und wesentliches Merkmal eines Backofens ist. Trotzdem sollte nicht übersehen werden, dass die verschiedenen Kulturen in der Vergangenheit aber auch noch in der Gegenwart, durchaus andere Methoden anwenden bzw. anwandten, um aus einer breiigen oder teigigen Getreidemasse unter Einwirkung von Hitze ein bedeutsames Grundnahrungsmittel herzustellen.

Bis zum Ende der Mittelsteinzeit (Mitteleuropa ca. 6500 v. Chr.) hatte die noch nomadisierende Bevölkerung keine festen Feuerstellen. Zum Kochen und Garen wurden erhitzte Steine, die man in die mit Wasser gefüllten Holzgefäße oder mit Lehm ausgestrichenen Feuergruben warf. Diese alte Methode Wasser zu erhitzen, fand bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Reinigen von Textilien in ländlichen Gegenden unseres Landes Anwendung. Mit dieser Methode wurden auch in grauer Vorzeit die ersten Backversuche unternommen. Anstelle des Wassers wurde ein weicher Getreidebrei verwendet. Um die erhitzten Steine bildete sich ein duftendes, gut schmeckendes und vor allem bekömmliches Backwerk. Wegen seiner eigentümlichen Form bezeichnete man dieses Brot als SCHALEN- oder BECHERBROT. Erhitzte Steine und Steinplatten waren also die ersten Hilfsmittel um aus Teig Brot werden zu lassen.

Grubenbackofen2Mit dem Beginn der Sesshaftwerdung während der Jungsteinzeit kam es innerhalb oder außerhalb der Wohngruben zur Ausmauerung von Feuerstellen. In dieser Entwicklungsphase dürfte eine Vorstufe des germanischen Backofens entstanden sein. Grundvoraussetzung für die Entwicklung eines geschlossenen Backraumes war allerdings die Kultivierung und der systematische Anbau von Ährengräsern (Getreide). Funde, die eindeutig den Bandkeramikern zuzuordnen sind, lassen bereits auf einen bemerkenswerten Umfang und eine besondere Qualität des Urweizens schließen. Aus dieser Zeit (ca. 5000 v.Chr.) stammen auch nachweislich die ersten Backöfen auf deutschem Boden. Als besonderes Merkmal der Backöfen der Bandkeramiker ist zu erwähnen, dass die Backöfen im freien Gelände – zumindest aber außerhalb des Wohnbereiches – gebaut wurden. Es lassen sich zwei sehr verschiedene Typen vorgeschichtlicher Backöfen nachweisen:

Backofenalt2Der langopardische Backofen (Fundort: Langenbeck/Kreis Harburg/D; Datierung: letztes vorchristliches Jahrhundert) weist noch markante Ähnlichkeiten mit den Backöfen der Bandkeramiker auf. Typisches Merkmal dieser Backöfen war, dass sie gewölbt im Erdreich eingelassen wurden, daher auch die Bezeichnung Feld- oder Grubenbacköfen. Sie hatten eine runde bis ovale Form, die Seitenwände stehen 30 – 35 cm im Erdreich. Große backtechnische Bedeutung als Wärmespeicher hatte der mit Feldsteinen ausgelegte Boden. Die gewölbte Decke bestand aus Lehm, der mit verschiedenen Materialien durchsetzt war. Der obere Durchmesser solcher Backöfen betrug 1,2 bis 1,8m, der untere lediglich 0,8 bis 1 m. Auf der Stirnseite befand sich die Einschuböffnung. Zum Backen wurden die Fladen direkt auf oder in die Aschenglut gelegt. Diese Verwendung dieser Backofenform lässt sich bis ins späte Mittelalter nachweisen.

Der bronzezeitliche Hausbackofen hat hingegen als besonderes Merkmal, dass er zum Unterschied vom langopardischen innerhalb der häuslichen Unterkunft aufgestellt wurde. Erste Spuren dieser Backofenform lassen sich in die jüngere Steinzeit (ca. 2200 v. Chr.) verfolgen. Allerdings ist diese neue Form des Backofens stets unter dem Gesichtspunkt zu betrachten, dass es zuerst den langopardischen Gruben- bzw. Feldbackofen gegeben hat, und der bronzezeitliche lediglich eine Weiterentwicklung darstellt. Ein ganz besonderes Merkmal dieses Backofens ist es, dass er oberhalb des Fußbodens angelegt und tonnen- bzw. walzenförmiges Aussehen hatte. Nachweise dieser Form eines Backofens fand man in Moordorf- und Seeufersiedlungen. Die Behausungen dieser Siedlungen sind nachweislich als Pfahlbauten errichtet worden. Die Backfläche dieser Backöfen, hergestellt aus Lehm, Feldsteinen und Rinden, erreichte Ausmaße von 80 bis 120 cm2 .

Die typische Ausprägung dieser beiden Backofenformen haben die Backofenkultur in Europa und damit natürlich auch die der Alpenregionen mitbeeinflusst und mitgeprägt. Wichtige Impulse kamen allerdings von anderen Kulturen. Hier waren es vor allem die Hochkulturen der Zwischenstromlandes, allen voran Ägypten, die die Kunst der Brotherstellung bereits hoch entwickelt hatten. Die Griechen und Römer nutzen nicht nur diese Erfahrungen, sondern entwickelten die Kunst des Brotbackens ganz entscheidend weiter. In der Folge waren es dann aber die Römer, die ihre Kunst des Brotbackens in den eroberten Gebieten in und außerhalb von Europa verbreitet haben. Auch die Alpenregionen kamen direkt bzw. indirekt mit der römischen Brotkultur in Berührung.

Backofenalt3Abschließend kann zur Entstehung und Entwicklung der Backofenkultur in den Alpenregionen zusammenfassend gesagt werden: Die wichtigsten baulichen (Kuppelbauweise, Tonnen- und Walzenform) und örtlichen (innerhalb und außerhalb des Wohnbereiches) Elemente des Backofens in Zentraleuropa finden wir bereits in vorrömischer Zeit. Daher kann durchaus behauptet werden, dass es während der Römerzeit zwar zu bau- und backtechnischen Verbesserungen bei den eroberten Volksgruppen im Bereich der Backöfen gekommen ist, dass aber die geschichtlichen Wurzeln der Backöfen in den Alpenregionen im langopardischen Feld- bzw. Grubenbackofen und im bronzezeitlichen Hausbackofen der Bandkeramiker liegen.

II. Der bäuerliche Backofen – Einführung

Kuchleck2Im bäuerlichen Wirtschaftsleben hatte der Backofen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts eine besonders bedeutende, ja man könnte fast sagen eine zentrale Stellung, eingenommen. Obwohl in vielen hauskundlichen Arbeiten auf den Backofen Bezug genommen wird, behandeln ihn viele Autoren aber nur als Nebenerscheinung. Viel besser unterrichtet ist man hingegen in allen Bereichen, welche den Backvorgang und dessen Entwicklung betreffen. Ein Grund für die spärliche und unzureichende Überlieferung könnte teilweise dadurch erklärt werden, dass der Platz bzw. der Ort des Backofens für bäuerliche Bevölkerung eine derartige Selbstverständlichkeit gewesen ist, dass sie einfach nicht extra erwähnenswert erschien. Erst durch die umfangreichere Beschäftigung mit dem Rauchstubenproblem innerhalb der bäuerlichen Baukultur hat man auch den jeweiligen Backvorrichtungen größere Aufmerksamkeit geschenkt. Allerdings betraf dies in erster Linie die Hausbacköfen.

Durch die gravierenden Veränderungen der bäuerlichen Lebensgewohnheiten im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ist der Backofen mit vielen anderen Einrichtungen und Gegenständen zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken oder vielfach gänzlich verschwunden. Wenn man aber die Entwicklung des letzten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts und den Beginn des 21. Jahrhunderts betrachtet, dann könnte insbesondere der Backofen wieder zu einer bedeutenden Funktion innerhalb des bäuerlichen Wirtschaftslebens zurückkehren. Allerdings nicht mehr als Existenzsicherung der bäuerlichen Bevölkerung im ursprünglichen Sinn, sondern als lukratives Einkommen im Rahmen der Direktvermarktung von landwirtschaftlichen Produkten.

KuchleckBei einer ersten Betrachtung der Backöfen im Rahmen der bäuerlichen Baukultur fällt sofort auf, dass der Backofen keinen einheitlichen Platz im bäuerlichen Anwesen gefunden hatte, sondern dass sich mehrere charakteristische Orte ausfindig machen lassen, wo man den Backofen aufgebaut hat. Um zu einer besseren Übersicht zu gelangen, können Backöfen in der bäuerlichen Baukultur wie folgt unterschieden werden: außerhalb und innerhalb des Wohngebäudes. Aber auch diese Unterscheidung zwingt uns zu Kompromissen, weil es verschiedene Mischformen gab, die sich nicht eindeutig zuordnen lassen. So wurden auch Backöfen außerhalb des Wohngebäudes angebaut, oder es wurden erkerartige Ausbauten am Wohngebäude vorgenommen, um für einen Backofen Platz zu schaffen. Bei genauerer Betrachtung fällt allerdings auf, dass in bestimmten Regionen in Tirol ein ganz bestimmter Backofentyp vorherrschend war. Als Besonderheit müssen noch im westlichen Teil des alten Tirols jene Backöfen erwähnt werden, die gemeinschaftlich genutzt wurden. Hierbei handelt es sich um zwei oder drei benachbarte Bauern oder auf mehrere Haushalte bei realgeteilten Häusern.

Bei den Materialien, die zum Bau eines Backofens verwendet wurden, lassen sich keine wesentlichen Unterscheidungsmerkmale finden. Es wurde ausschließlich Material verwendet bzw. bearbeitet, welches die Natur aus der unmittelbaren Umgebung angeboten hat. Für das Mauerwerk verwendete man ganz bestimmte Backsteine, die laut Volksmund wie folgt erkennbar waren: „Stuoner von an Pach ausser, de die Hitz nit pailt, kro grau miassn sie sein und woach – oder vo die Knottn ausser“. Als Bindemittel diente Lehm. Für den Boden – Feuerstelle und Backfläche zugleich – wurde für die isolierende Unterschicht Asche verwendet. Darüber kamen Steine in Verbindung mit Lehm oder selbst hergestellte Lehmziegel. Der Lehm wurde dabei so lange gestampft, bis e hart war. Zum Lehm wurden zusätzlich Schweineborsten, kleine Tierknochen, Sägemehl eingearbeitet, um zu verhindern, dass der Boden beim Anheizen springt. Es wurde also bereits bei der Auswahl der Materialien auf Wärmespeicherung und Hitzebeständigkeit großer Wert gelegt, aber natürlich spielte auch die Eindämmung des Feuers bzw. Einschränkung der Feuergefahr eine große Rolle.

In diesem Zusammenhang muss unbedingt erwähnt werden, dass im Backofen nicht nur Brot gebacken wurde, sondern dieser in vielfältiger Art und Weise verwendet wurde. Im Normalfall wurde im bäuerlichen Bereich nur bis zu zehn Mal im Jahr Brot gebacken. In Bergbauernregionen lediglich zwei bis vier Mal im Jahr. Das Brotbacken nimmt zwar für die Ernährung der bäuerlichen Bevölkerung eine existenziell ganz wichtige Stellung ein, allerdings spielte der tatsächliche Arbeitsaufwand auf den Gesamtarbeitseinsatz bezogen eine eher untergeordnete Rolle. Neben dem Brotbacken wurde der Backofen noch zum Trocknen (Bähen) von Flachs verwendet. Wegen der großen Feuergefahr wurde es allerdings vielerorts behördlich verboten, kontrolliert und bei Verstößen mit Strafen belegt. Besonders beliebt war aber das Darren und Dörren von heimischen Früchten und bestimmten Getreidearten und getreideähnlichen Saaten. Um Brot vor dem Schimmeln zu schützen, wurde es auch im Backofen getrocknet. Daneben versuchte man auch bei Notschlachtungen im Sommer Fleisch zu trocknen.

Der Backofen war als Feuerstelle natürlich auch ein besonders mystischer Ort für die bäuerliche Bevölkerung. So wurde früher häufig am 21. Dezember und nach der Kirchmette am Ofen gelauscht. Die angeblichen Laute, die aus dem Ofen hörbar waren, wurden mit allerlei Erwartungen für das neue Jahr in Verbindung gebracht. Angebliche Geräusche, die wie Dreschflegeln klangen gaben, jungen Mägden darüber Auskunft, ob ihnen eine arme oder reiche Heirat bevorstand. Die Lautstärke der Geräusche deutete auf ein gutes, schwieriges bis verheerendes kommendes Jahr hin. Manche Geräusche wurden sogar mit Tod und Verderben in Verbindung gebracht.

III. Der Backofen außerhalb des Wohngebäudes

Backhaus1Wenn vom Backofen außerhalb des Wohngebäudes gesprochen wird, muss gleich am Beginn festgehalten werden, dass es auch hier verschiedene Arten gibt, nämlich: das klassische freistehende Backhaus, sowie der Backofen, der an einem anderen Gebäude (Wirtschaftsgebäude) angebaut oder innerhalb des Gebäudes eingebaut wurde. Der freistehende Backofen als Einzweckbau ist in der Regel ein kleines gemauertes Gebäude, welches sich abseits vom Wohngebäude befindet und umgangssprachlich in Tirol als „Pachofn“ bezeichnet wurde. Der „Pachofn“ befindet sich immer in unmittelbarer Nähe des Wohngebäudes, weil ja alle vorbereitenden Arbeiten im Wohngebäude stattfanden und im Backofen nur mehr das Brot gebacken wurde. Zum Unterschied dazu gibt es in dörflichen Strukturen auch sogenannte Backhäuser, wo sich innerhalb des Backhauses sowohl der Backofen als auch die Vorrichtungen für die Teigherstellung und Formgebung befanden. Es dürften sicher mehrere Gründe ausschlaggebend gewesen sein, dass man den freistehenden Backofen den Vorzug gegeben hat. Die Verbannung der Feuergefahr und die beim Brotbacken extrem hohe Temperatur waren aber sicherlich das Hauptargument. Daneben mussten auch behördliche Vorschriften (Weistümer) bei sogenannten Haufendörfern berücksichtigt werden. Besonders in Regionen, wo für den Aufbau des Wohn- und Stallbereiches sehr viel Holz und nur wenig Mauerwerk verwendet wurde, befindet sich der Backofen außerhalb des Wohngebäudes.

Backhaus2Nachdem diese Backöfen in ihren Grundfesten eine sehr lange Lebensdauer (viele Jahrzehnte bis Jahrhunderte) hatten, lediglich die Erneuerung der Dachkonstruktion bzw. Ausbesserungen des Mauerwerkes mussten vorgenommen werden, lassen sich eindeutige Aussagen über Konstruktion und verwendete Materialien machen. Als besonderes Merkmal finden wir die vorkragenden Steine, obwohl später auch Ziegel verwendet wurden. Die Grundmaße der Backfläche bei einer Kuppelbauweise, ist neben den Grundmaßen auch von der Höhe des Backofens abhängig. Die Größe der Backfläche bestimmte dann die Anzahl der Brote und den Bedarf an Heizmaterial. In Tirol kam als Heizmaterial ausschließlich Holz zur Anwendung. Über den gewölbten Backofenkörper befand sich eine einfache Dachkonstruktion, welche in den meisten Fällen die Form eines Satteldaches, seltener die einer Pultdaches hatte. Für den Tiroler Raum ist ein eher flaches, mit Steinen beschwertes Legschindeldach, typisch. Bei fast allen freistehenden Backöfen befindet sich ein schützender Vorbau, der entweder speziell gemauert oder durch das Vorkragen des Daches erreicht wurde. Die Öffnung (Ofenloch) dient sowohl der Beheizung des Backofens, als auch für das Hineinschieben (Einschießen) der Teigstücke und dem Ausbacken der fertigen Brote. Zwischen dem gewölbten Backofenkörper und der Dachkonstruktion konnten die verschiedenen Geräte gelagert werden, die für die Arbeit am Backofen benötigt wurden. Für den benötigten Luftzug bzw. Rauchabzug wurden sogenannte Zuglöcher mit Zugkanälen eingebaut, die ihren Ausgang an der Front des Backofens hatten und mit einer Verschließvorrichtung reguliert werden konnten.

Zur 2. Art der Backöfen außerhalb des Wohngebäudes zählen all jene, die mit einem anderen Neben- bzw. Wirtschaftsgebäude in Verbindung stehen. Die Backöfen haben im Aufbau und in der Konstruktion sehr viel Ähnlichkeiten mit den anderen Backöfen (Kuppelbauweise usw.). Hier geht es mehr um die Klärung der Frage, mit welchen anderen Wirtschaftsbereichen der Backofen eingebunden bzw. gekoppelt worden ist. Am häufigsten wurde der Backofen mit Ofenfreistehendder Waschhütte kombiniert. Aber es kommt auch vor, dass er mit der Brechelstube, dem sogenannten „Dörrhäusl“ oder mit dem Nebengebäude, dem sogenannten „ Stöckl“ in Verbindung steht. Bedingt durch die in Tirol stark verbreitete kleinbäuerliche Grundstruktur war das Nebengebäude ganz selten anzutreffen.

Was die freistehenden Backöfen betrifft, kann für Nordtirol folgendes festgestellt werden, dass es ein Ost- Westgefälle gibt, was wiederum bedeutet, dass die Häufigkeit der sich außerhalb des Wohnbereiches Backöfen vom Westen in Richtung Osten ständig zunimmt. Während dieser Backofentyp im äußersten Westen (Bezirk Landeck, Reutte) nicht in Erscheinung tritt, beherrscht er das ländliche Landschaftsbild des mittleren und unteren Inntales immer mehr.

 

 

III. Der Erkerbackofen

BackofenerkerDarunter versteht man aus der Hauswand herausragende Mauerbauten, zumeist auf einem Holzgerüst, seltener auf Steinsockeln, ruhende Tonnenöfen, deren Hauptteil inklusive Ofenloch sich im Hausinneren befindet. Zu verstehen ist diese besondere Form aus der Situation der bäuerlichen Massendörfer in verschiedenen Gegenden Tirols. Die engverbaute Hof- und Dorfanlage hatte oft keinen freistehenden Backofen mehr zugelassen. Aber auch die sonstige beschränkte räumliche Situation innerhalb des Gebäudes hatte für einen Backofen keinen ausreichenden Platz geboten und so entschied man sich für die erkerartigen Auswuchtungen. Diesen besonderen Backofentyp finden wir wegen der nicht zu übersehenden Vorteile auch außerhalb von Haufensiedlungen in Tirol. Als besonderer Vorteil gegenüber den anderen Backofentypen muss erwähnt werden, dass keine unerwünschte Hitzeentwicklung entstehen konnte, und dass im Vergleich mit dem freistehenden Backofen keine zeitraubenden Wegstrecken zurückgelegt werden mussten.

 

Backofenerker1Bauliche Voraussetzung war jedoch ein steingebautes Haus, weil in einem Bauernhaus mit einem überwiegenden Holzaufbau die Feuergefahr viel zu groß gewesen wäre. Im Bereich des Fachwerkbaues, der aber für die bäuerlich ländliche Baukultur in Tirol keine Rolle spielte, gab es diesbezüglich nachweislich Lösungsansätze. Von der Beschaffenheit der Backöfen kann man davon ausgehen, dass sie alle mit einem festen Mauerwerk versehen wurden. Bei der Bauweise finden wir als typisches Merkmal die mehr oder minder kunstgerechte Wölbung der Decke. Aber es gibt auch Beispiele, wo anstelle einer gewölbten Decke eine Steinplatte seltener eine Metallplatte eingezogen wurde. Die drei Stützwände ruhen auf einem Steinsockel. Auf diesem Steinsockel wird oft wegen einer besseren Wärmedämmung eine Mauerschicht aufgetragen. Auf der Vorderseite befindet sich das klassische Ofenloch. Die Größe dürfte sehr unterschiedlich gewesen sein. Im Laufe der Zeit dürfte sich das Ofenloch verkleinert haben. Anfänglich wurde es während der Backphase mit einem Bretterverschlag abgeschlossen, später finden sich auch fest verankerte Metalltüren. Als eigentliches Kerngebiet dieses Backofentypus lässt sich das östliche Oberinntal bis hinein ins Wipptal ausmachen. Aber auch im Vinschgau, Eissacktal, Pustertal bis nach Osttirol ist er gelegentlich anzutreffen.

 

 

IV. Der Haus und Stubenbackofen

backofeninnen1Unter dieser Backofenart lassen sich zwei Hauptarten feststellen, nämlich die Backöfen als selbständiger Baukörper im inneren, ebenerdigen Bereich des Hauses, oder jener Ofen, mit dem die „Stube“ beheizt, das Brot gebacken, als Feuerstelle für die Selchwaren und zum Trocknen von Früchten und Flachs verwendet wurde. Die Backöfen als selbständige Baukörper wurden an verschiedensten Stellen platziert.Backofeninnen2 Dabei dürften die räumlichen Möglichkeiten bei der Entscheidung, wo der Backofen aufgebaut wird bzw. von wo aus der Ofen bedient werden kann (Ofenloch), eine dominante Rolle gespielt haben. Wir finden den Backofen mit dem Ofenloch in der Küche selbst, unter der Stiege, im Vorraum, in der Marstube und in der Hinterstube. Auch im Tiefparterre sind manchmal Backöfen angelegt worden.

Bei der Entstehungsgeschichte des Haus- oder Stubenbackofens gibt es unterschiedliche wissenschaftliche Erklärungsversuche. Nach den bisherigen Erkenntnissen dürfte dieser Backofentyp im engen Zusammenhang mit der Rauchstube, ihrer Feuerstelle und dem sich später daraus entwickelten Kochofen stehen. Aber es gibt auch noch andere wissenschaftliche Erkenntnisse, wie sich Backofeninnen3der Hausbackofen in der bäuerlichen Architektur entwickelt haben könnte. Eine wissenschaftliche Erkenntnis bleibt aber in allen Fällen unbestritten, dass es einmal eine Trennung zwischen dem Koch- und Zubereitungsbereich (Feuerstelle) und dem Backofenbereich gegeben haben muss. Die Verbreitung dieser Backofenart scheint sich vorwiegend auf den nordöstlichen Teil Gesamttirols zu konzentrieren. Im Vergleich mit dem angrenzenden Vorarlberg ist er zwar noch so dominierend, aber er nimmt vor allem im Stanzer- und Lechtal eine vorrangige Stellung ein. In diesem Zusammenhang muss aber unbedingt erwähnt werden, dass dieser Teil von Tirol als besonders „brotarm“ galt, was wiederum bedeutet, dass nicht Brot, sondern Brei und Mus als Hauptnahrungsmittel anzusehen sind. Die Bedeutung und die Größe des Backofens waren daher nach dem Bedarf ausgerichtet.

 

 

V. Literatur-/Fotoverzeichnis:

Assmann Dieter; Backofen außerhalb des Wohngebäudes, Österreichischer Volksdundeatlas; 2. Lieferung (1965), Bl. 22/23

Blümel Fritz/BoogWaldmar; 5000 Jahre Backofen

Ilg Karl; Backofen innerhalb des Wohngebäudes; Österreichischer Volkskundeatlas, 3. Lieferung (1968), Bl. 37

Jakob Heinrich Eduard; 6000 Jahre Brot; Rowohlt Verlag, Hamburg 1954

Rachewiltz Siegfried W.; Brot im südlichen Tirol, Arunda Verlag, Bozen 1981

Rachewiltz Brigitte und Siegfried W.; Tiroler Brot, Rezepte zum Selberbacken, Tyrolia Verlag, Innsbruck 1983

Fotos: Museum der Tiroler Bauernhöfe, Kramsach; Tirol; Brot im südlichen Tirol, Rachewiltz S., Arunda Verlag

 

 

EINFACH

  • nur ein Grundrezept für viele verschiedene Brot- und Gebäcks Sorten
  • Fachwissen in Form einer „KLEINEN ROHSTOFFKUNDE“ und den „5 GOLDENEN BACKREGELN“
  • alle Rezepte sind auf die häuslichen Möglichkeiten (Backrohr) abgestimmt

SICHER

  • mit nur 5 Regeln („DIE 5 GOLDENEN BACKREGELN“) zum sicheren Backerfolg
  • Grundrezept gilt für alle Brot-/Gebäcksorten, das schafft Routine und Sicherheit
  • Sie wissen was im Brot drin ist und welche Zutaten verwendet wurden.

GESUND

  • Sie bestimmen den ernährungsphysiologischen Wert der Zutaten
  • Sie bestimmen den Anteil von Vollkornmehlen und Bioprodukten
  • Keine Zusatz- und Konservierungsstoffe

PERSÖNLICH

  • Sie bestimmen über die Qualität (z.B. Biogetreide) der Zutaten;
  • Sie bestimmen die Geschmacksrichtung durch Zugabe von besonderen Zutaten (Gewürze, Samen, Saaten usw.)
  • Sie können, ausgehend vom Grundrezept, neue Brotrezepte kreieren

Meine Person

slider3 150x150

Mag. Karl Eller vulgo Tiroler Eigenbrötler
Bäckerlehre, 3 Gesellenjahre, Abendschule, Matura,
Lehramtsprüfung, Studium der Geschichte und Volkskunde,
Referent und Kursleiter zu folgenden Themen:
Brotgeschichte allgemein, Brotgeschichte von Tirol, Brot und
religiöse Verehrungsrituale, Alte Tiroler Brotrezepte, Brot der
Tiroler Bergbauern, Brotbacken einfach gemacht usw.

 

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.